Die Halbinsel Stralau war ein idealer Standort für kleine und große Bootswerften. Bekannt wurden drei größere Firmen: Die 1888 gegrün dete „Spree-Havel-Dampfschiffahrtsgesellschaft ‚Stern’“ übernahm 1889 eine kleine Reederei in der damaligen Dorfstraße. Reederei und Werft arbeiteten bis 1931. Nachfolgerin wurde die „Stern und Kreisschiffahrt GmbH“ , die in der DDR als „Weiße Flotte“ weiterbestand. 1892 erwarb Wilhelm Deutsch eine Werft in der Tunnelstraße und baute dort Ruderboote. Eine der bekanntesten Bootswerften auf Stralau war die 1911 von den Brüdern Geppert gegründete „Hansa-Werft“ in der Tunnelstraße 41/42, die 1925 nach Stralau gezogen war und sich auf den Bau von Yachten spezialisiert hatte. Die Werft besteht noch immer. Auf dem Wasser um Stralau wurde schon früh gesegelt und gerudert: 1835 wurde im Lokal „Alte Taverne“ in der Dorfstraße (heute AltStralau 25) die „Tavernengesellschaft“ , der älteste Segelverein Deutschlands, von Berliner Bürgern gegründet. Der 1891 gegründete Segelclub „Fraternitas“ gilt als erster Arbeitersegelclub Deutschlands. Bereits 1876 gründeten junge Kaufleute in Stralau den „Berliner Ruderverein“ . 1901 entstand der „Märkische Ruderverein“ . Auch hier gab es wieder Arbeiter vereine, deren Name Programm war: so seit 1892 den Ruderverein „Vorwärts“ und seit 1902 den Ruderclub „Freiheit“ . Gegen den heftigen Widerstand vieler Männerrichtete der „Märkische Ruderverein“ 1908/09 eine Mädchenabteilung ein. Sie musste 1913 wegen des Beitritts des Vereins zum Deutschen Ruderverband in einen reinen Frauenverein, den „Berliner Ruderverein ‚Frigga’“ , umgewandelt werden. Nicht zu vergessen die Angler: Auch Deutschlands ältester Anglerverein, die „Angelfreunde 1866“ wurde auf Stralau gegründet.
Im Juni 2018 wird aus Anlass der Gründung der Tavernengesellschaft vor 150 Jahren eine Jubiläumsregatta auf historischem Kurs um Stralau stattfinden.
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Postkarte um 1920
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Bootshaus des Rudervereins Hansa, um 1937
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Damen des Berliner Rudervereins „Frigga“ am Steg des Stralauer Bootshauses, nach 1913
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Belegschaft der Werft von Oswald Ernst, 1913
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Belegschaft der Hansa-Werft, Herbst 1925
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Der Dampfer „Hertha“, 1886 in Stettin gebaut, seit 1889 im Besitz der Spree-Havel-Dampfschiffahrts-Gesellschaft Stern, seit dem 1. Januar 2017 als „Hertha“ im Besitz des Fußballvereins Hertha BSC