Das Rathaus

Kracht

Amtsvorsteher Louis Kracht

Alt-Stralau 52
Stralau war einst eine selbstständige Ortsgemeinde. Dort, wo heute Kinder spielen, stand das Stralauer Rathaus. 1905 von der Gemeinde erworben, wurde das Haus der Gärtnerfamilie Richard ein Jahr später zum Rathaus. Bis dahin waren das Gemeinde und Amtsbüro im Nachbarhaus Nr. 52/53.

Das Dorf Stralau,1288 das erste Mal erwähnt, kam 1543 in den alleinigen Besitz der Stadt Berlin. Der Berliner Rat wurde damit zum Gutsherrn mit den entsprechenden Rechten und Pflichten. Die Dorfschulzen, die Vertreter vor Ort, mussten die Steuern und Abgaben einziehen und besaßen die Polizeigewalt. Seit 1874 wurden Stralau, Rummelsburg und Boxhagen als „Amtsbezirk“ gemeinsam verwaltet, der Sitz des Amtsvorstehers war in Stralau. Das politische Amt besaß der Gemeindevorsteher als Bürgermeister des Dorfes. Zu den ersten Amts- und Gemeindevorstehern gehörte Robert Stöcklein, der gemeinsam mit Julius Tübbecke die Vorgeschichte der Halbinsel erforschte. Es folgten der Fabrikant Paul Rengert und der Fischer und Gärtner Ferdinand Gutzeit. 1893 begann die „Ära Kracht“: Louis Hugo Kracht (1865–1928) wurde Amts- und Gemeindevorsteher und sollte es bis zum Ende des Kaiserreichs bleiben. Albert Bahrfeldt (1846–1918), der Besitzer der Firma Grauert, war lange Jahre sein Stellvertreter. Zu den Gemeindeverordneten gehörten Handwerksmeister wie der Bootsbauer Deutsch, Kaufleute oder auch Lehrer. Zu Beginn der Weimarer Republik war der Sozialdemokrat Fritz Pöhling für kurze Zeit Gemeindevorsteher. Im Gemeinderat saßen nun auch Glasmacher und – das Frauenwahlrecht war endlich errungen – die ersten Frauen, beide aus der nun gespaltenen Arbeiterbewegung: Hanna Hünecke von der KPD und Auguste Hupfeld von der SPD. 1920 wurde Stralau Teil des Berliner Bezirks Friedrichshain. Im Haus Alt-Stralau 50/51 wurde wieder gewohnt und gearbeitet. Heute existiert es nicht mehr. 1912, noch zu Lebzeiten der beiden Kommunalpolitiker, erhielten die Kracht- und die Bahrfeldtstraße ihre Namen.

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