Alt-Stralau 18 An dieser Stelle wird seit 1964 an Karl Marx (1818–1883) erinnert. Der Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und Vordenker der Arbeiterbewegung verbrachte den Sommer 1837 als Student auf Anraten seiner Ärzte zur Erholung in Stralau. Marx wohnte bei dem Gastwirt Gottlieb Köhler, Dorfstraße 11 (heute Alt-Stralau 25). Im Gasthof „Lindenpark“ , Dorfstraße 4, holte er seine Post ab und traf seine Freunde zu Gesprächen und philosophischen Diskussionen. Im Auftrag des Stadtbezirks wurden 1964 anlässlich des 15. Jahrestags der DDR die beiden Stelen aus rotem Sandstein und eine Tafel errichtet. Ausgewählt wurde eine nahe Freifläche auf dem Gelände der kriegszerstörten Wohnhäuser Alt-Stralau 17–19. Die dort 1961 geschaffene kleine Grünanlage lag in der Sicht
achse zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow. Der Bildhauer Hans Kies (1910–1984) schuf die Reliefs. Von ihm stammt auch die Figur des Roten Matrosen auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Volkspark Friedrichshain. Am 1. Oktober 1964 wurde die Gedenkstätte vom Friedrichshainer Bürgermeister Hans Höding (1909–1985) und dem Sekretär der SED-Kreisleitung, Horst Klemm, Sohn eines Glasarbeiters, eingeweiht. Eine Stele verweist auf Marx, den jungen Philosophen: zur Straße hin sein Portrait, zur Spree hin eine Szene mit Diskutierenden in einem idyllischen Gartenlokal. Auf der anderen Stele steht zur Straße hin die berühmte 11. These aus den „Thesen über Feuerbach“: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ – Dies versuchten die in der Nähe wohnenden Glasarbeiter mit ihrem Streik im Jahr 1901: Auf der Spreeseite der Stele findet sich ein entsprechendes Motiv, kein dörfliches Idyll, sondern ein Konflikt.
Die Karl-Marx-Gedenkstätte
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