Zur Produktionsstätte gehörten eine Druckerei, eine Weberei und eine Färberei, außerdem Schwefelkammern, eine eigene mechanische Werkstatt, eine Schlosserei und eine Schmiede. Die Leitung der Stralauer Fabrik übernahm 1869 Adalbert Protzen, der in eine Villa auf dem Fabrikgrundstück zog. Nach seinem Tod leitete sein Sohn Adolf (1869–1934) die Firma. Protzen & Sohn führten als erste Teppichfabrik in Deutschland den aus England stammenden Kettendruck ein, der eine preiswerte Massenherstellung von gemusterten Teppichen ermöglichte. 500 Arbeiterinnen und Arbeiter stellten Teppiche und Möbelstoffe her. Die Fabrik wurde zu einer der bedeutenden Berliner Teppichfabriken. Seit dem Ende der 1920er Jahre verkleinerte sich das Unternehmen und andere Firmen nutzten die Gebäude. Darunter war auch eine Fabrik für Radioapparate: Monette, Mock & Nettebeck, die 1921 in Stralau von Willy Mock und Eduard Nettebeck gegründet worden war und als Monette Asbestdraht GmbH weiterarbeitete. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das gesamte Werksgelände an die führende Eisen- und Stahlwarenfirma Ravené verkauft. Die Teppichfabrik Protzen in Stralau existierte nicht mehr. Im 2. Weltkrieg wurde ein Großteil der Gebäude zerstört. Monette wurde 1953 enteignet. Auf dem Gelände produzierten der VEB Asbestdraht und seit 1955 das Werk für Fernsehelektronik, das eine eigene Berufsschule unterhielt. Mit dem Ende der DDR schloss der Standort, und die Gebäude standen leer. Nach einer Zwischennutzung für kulturelle Initiativen und Projekte, wurden die Gebäude aufwendig renoviert und zu einer „event location“. Das Fabrikgebäude, die Fabrikantenvilla mit Remise und ein Teil des Villengartens stehen unter Denkmalschutz.
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Street Art an der Villa der alten Teppichfabrik, 2017
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Annonce der Firma Mock & Nettebeck, die im Gebäude der Teppichfabrik Ende der 1920er Jahre Rundfunkgeräte produzierte.
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Eugen Protzen (1842–1920) Sohn des Firmengründers und Mitinhaber des Unternehmens, 1910.
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Plan einer Teppichdruckmaschine
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Lageplan der Teppichfabrik